Einzelpersonen oder Organisationen können diese Infrastruktur nutzen und so weitgehend auf eine eigene Software- und Hardwareinfrastruktur verzichten. Sind die großen Hoffnungen, die in die Clouds gesteckt werden berechtigt? Tatsächlich birgt die Technologie viel Potential, aber ganz ausgereift sind die Angebote noch nicht.

Doch zunächst zu den Vorzügen: Rechnerleistung und Speicherplatz können im laufenden Betrieb an den momentanen Bedarf angepasst und Betriebssoftware aktualisiert werden. Laufende Aufwände für die Systemadministration fallen weg, beziehungsweise werden als Dienstleistung vom Cloud-Anbieter eingekauft.
Immer schnellere Internetverbindungen machen es zudem möglich, Anwendersoftware, die bisher auf dem einzelnen Rechner oder in lokalen Firmenservern installiert war, als Groupware über die Cloud anzubieten.

Dadurch ergeben sich sowohl betriebswirtschaftliche als auch ökologische Vorteile. Betriebswirtschaftliche, weil Nutzer von jedem Ort und jedem Endgerät auf Daten und Anwendungen zugreifen und Arbeitsabläufe somit flexibler organisiert werden können. Natürlich immer vorausgesetzt, es besteht eine gute Internetverbindung. Sonst funktioniert nichts mehr. Und ökologische Vorteile im Sinne einer Green-IT ergeben sich, weil Speicherplatz und Rechnerleistung nicht jederzeit für das Bedarfsmaximum bereit gehalten werden müssen. Auf diese Weise werden Server und die für ihren Betrieb benötigte Energie effizienter genutzt.

Soweit die Theorie. Wir haben also recherchiert, ob eine Umstellung auf Cloud Services auch für unsere Kunden eine Möglichkeit darstellt. Die Praxis ist ernüchternd: Wer es mit der Green-IT wirklich ernst meint und gleichzeitig Wert auf Datenschutz legt, findet derzeit noch keine überzeugenden Angebote.

In Deutschland beziehen nicht wenige mittelständische Hosting-Anbieter, die etwas auf sich halten, den Strom für ihre Rechenzentren zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. So etwa auch unser Partner Hetzner Online, der dafür 2011 mit dem "GreenIT Best Practice Award" ausgezeichnet wurde. Cloud-Anbieter, die diesen Standard erfüllen, sucht man bislang vergebens.

Der Weltmarktführer Amazon Web Services und viele seiner Konkurrenten verraten bisher gar nichts über ihre Energiequellen.

Google investiert Millionen in Windparks und Solarfelder und ist in dieser Kategorie der Primus im internationalen „Cool IT“-Ranking von Greepeace. Von einer vollständigen Versorgung seiner Server mit Ökostrom ist der Konzern aber noch weit entfernt.

Ein weiterer Minuspunkt von Cloud-Hosting im Vergleich zu herkömmlichem Server-Hosting ist der Datenschutz. Anders als der Begriff Cloud suggeriert, schweben die Daten nicht irgendwo in hoheitsfreien Sphären. Wer unter welchen Umständen Einsicht nehmen darf, regeln die Gesetze des Staates, in dem die Server stehen. In den USA beispielsweise, wo die Rechner vieler großer Anbieter stehen, darf das FBI seit 2001 ohne richterlichen Beschluss Daten auswerten.

Mit Ausnahme von Microsoft garantiert kein internationaler Anbieter seinen europäischen Kunden, dass die ihm anvertrauten Daten auf ausschließlich auf Servern in der EU liegen, wo sie unter die dort gültigen Datenschutzbestimmungen fallen. Und selbst hier bleibt als Wermutstropfen, dass Microsoft ein amerikanisches Unternehmen ist, von dem die US-Geheimdienste im Zweifelsfall die Herausgabe der Daten verlangen können, ganz gleich wo der Server steht. Abgesehen davon ist Microsoft im letzten Greenpeace-Ranking ins untere Mittelfeld abgerutscht ist. Investitionen in erneuerbare Energiegewinnung: Fehlanzeige.

Wer für die unzweifelhaften Vorteile von Cloud-Hosting in Sachen Energieeffizienz und Flexibilität nicht auf hohe Standards beim Daten- und Umweltschutz verzichten will, muss noch ein bisschen auf die richtige Wolke warten. Es besteht die begründete Hoffnung, dass mittelständische Hosting-Anbieter bald mit professionellen Cloud-Hosting-Lösungen auf Basis von 100 Prozent Ökostrom nachziehen. Der Kölner Anbieter Host Europe arbeitet nach inoffiziellen Aussagen bereits daran.